Jork
2005: The original old shutters of the Brustwerk have been found in a closed stairway of the church.
Source: "Journal für die Orgel" 2005/03.
Organologischer Fund im Treppenaufgang - Rund 300 Jahre alte Brustwerktüren der einstigen Arp-Schnitger-Orgel von Jork wieder entdeckt.
Zwei seit 1914 längst als unwiederbringlich verloren geglaubte
Brustwerktüren des frühen 18. Jahrhundens (Tafelabdeckungen aus Weich-holz mit
den dazugehörigen Türverschlüssen) haben unentdeckt in einem stillgelegten
Treppenaufgang zur Empore der evangelischen St.Mathias-Kirche zu Jork (Altes
Land) weitgehend unbeschadet zwei Weltkriege und auch zwei Orgelneubauten
überstanden. Es handelt sich um die farbig gefassten, mit durchbrochenem
Blatt-Schnitzwerk versehenen originalen Frontteile (jeweils 108 x 75 cm) des
einstigen Brustwerks der Jorker Arp-Schnitger-Orgel von 1709, deren barockes
Gehäuse in der originalen Gestalt weitgehend erhalten ist. Richard von Busch,
pensionierter Kirchenmusikdirektor, konnte den Fund eindeutig der ehemaligen
SchnitgerOrgel der Gemeinde zuordnen. Erster Organist an diesem Instrument war
Christoph Wolfgang Druckenmüller (1687-1741), dessen Orgelwerke vor einigen
Jahren im Druck (Strube) erschienen sind.
Die Türen waren wie bei Schnitger üblich unmittelbar über der Spielanlage
angebracht, wobei das durchbrochene Zierlaubwerk für die dem Blick des
Betrachters hinter den geschlossenen Flügeltüren verborgenen Brustwerkpfeifen
klanglich als „Schallloch“ fungierte. Als ein solches die Ausleitung des Klangs
filterndes und steuerndes Element gewinnt der Jorker Fund — nicht zuletzt auch
wegen der vergleichsweise stark in die Breite gezogenen Proportionen — an
organologischem Interesse (ähnliche Proportionen finden sich in St. Jacobi,
Hamburg). Bemerkenswert ist, dass die eigentlichen Türen nur den mittleren Teil
des Ornamentfelds öffneten, während die Rahmenteile der Abdeckung starr fixiert
waren. Bei deutschen Schnitger-Orgeln sind derartige Brustwerktüren in Norden,
Ganderkesee, Steinkirchen und Pellworm noch erhalten. In Estebrügge, Hollern,
Golzwarden und Hamburg (St. Jacobi) gelten sie — wie bisher eben auch in Jork —
jedoch als verloren.
An der Unterkante des Rahmens kennzeichnen je vier Papierschilder mit nur schwer
entzifferbarer Handschrift die ehemals darunter befindlichen Staffeln der
Registerzüge, deren originale Anordnung — beidseitig vier Staffeln — somit
ebenfalls wieder gewonnen wurde. Die Schnitzarbeiten von 1709 lassen erkennen,
dass sie vermutlich von der gleichen schnitzenden Hand stammen wie diejenigen
von Ochsenwerder (1708) und Pellworm (1711), mithin von einem Mitglied der
Werkstatt Arp Schnitgers gefertigt sein dürften.
Mit der mutwilligen Beseitigung der kostbaren barocken Schnitger-Orgel von Jork
und der Errichtung eines pneumatischen Neubaus (1914) war die alte
Brustwerkanlage funktionslos geworden und wurde „stillgelegt“; dies blieb auch
so, als in den Jahren 1980-82 ein zweimanualiges mechanisches Werk der Firma Führer
— ohne Brustwerk — hinter dem barocken Prospekt errichtet wurde. Die Orgel
Schnitgers verfügte seit 1709 immerhin über 35 Register auf drei Manualen und
Pedal. Wegen der seitdem veränderten Platz- und Anschlussmaße können die aufgefundenen
Türen im Augenblick einstweilen leider noch nicht in den Prospekt integriert
werden.